Freiluft-Kino gegen Austerität

Datum: 16/07/2025
Uhrzeit: 21:00 Uhr
Ort: Freiluftkino am Philosophenturm der Uni Hamburg (Von-Melle-Park 6)|Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung im Kokoschka-Hörsaal im Philosophenturm statt. (Von-Melle-Park 6, Phil D)

im Rahmen der Kampagne „International solidarisch – Schluss mit Austerität!“ veranstalten wir ein Filmseminar als Freiluftkino am Philosophenturm der Uni Hamburg (Von-Melle-Park 6), bei dem wir mit Filmen rund um das Thema Austerität vs. Solidarität die internationale, kulturelle und historische Bedeutung des Bruchs mit dem Neoliberalismus reflektieren wollen. Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung im Kokoschka-Hörsaal im Philosophenturm statt. (Von-Melle-Park 6, Phil D).

Bei der nächsten Vorstellung am Mittwoch, den 16. Juli 2025, ab 21 Uhr (ct) schauen und diskutieren wir zusammen den Film Panzerkreuzer Potemkin von Sergei Eisenstein aus dem Jahr 1925. 

->Näheres zum Film:

Der Mensch ist ein gesellschaftlich handelndes Wesen und insofern aktiver Gestalter seines Geschichtsprozesses. Gerade angesichts der scheinbar ungehemmten Eskalation militärischer Gewalt in den internationalen Beziehungen ist diese Erkenntnis auf Seiten all derjenigen, die vom Krieg niemals profitieren, von entscheidender Bedeutung. Nur drei Jahre nach Entfesselung des Ersten Weltkriegs 1914 durch den deutschen Militarismus gelang es der Arbeiterbewegung in Russland, ihre eigene kriegslüsterne Herrscherkaste zu stürzen. Mit der Oktoberrevolution und dem „Dekret über den Frieden“ (1917) legte sie den Grundstein für die Beendigung der weltweiten Schlächtereien und die Errichtung einer Gesellschaft, in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen prinzipiell überwunden ist. Es ist die bedeutsamste historische Tat des 20. Jahrhunderts. Aus ihr zu lernen ist für die heute umso notwendigere Befreiung der Menschheit von Krieg, Ausbeutung, Unterdrückung und Ungleichheit elementar.

Kein Film eröffnet diese Möglichkeit so eindrücklich, wie der 1925 entstandene „Panzerkreuzer Potemkin“ von Sergei Eisenstein. Der selbst zum revolutionären Meilenstein des Weltkinos gewordene Stummfilm, der den 1905 noch gescheiterten Aufstand der russischen Werktätigen gegen die zaristische Herrschaft reflektiert, setzte nicht nur ästhetisch neue Maßstäbe für das vor 100 Jahren noch junge Leinwandmedium. Er ist zugleich das erste Filmwerk, das den millionenfach Entrechteten dieser Welt ein umfassendes Bewusstsein ihrer persönlichen Rolle in der Geschichte zu vermitteln im Stande war.

Nach klassischer Dramenstruktur entfaltet sich die Handlung in fünf Akten. Im Zuge des vom Zarenregime losgetretenen, aussichtslosen Kriegs gegen Japan liegt der für Nachschub heimgekehrte Panzerkreuzer „Potemkin“ bei Odessa vor Anker. Die entkräftete Mannschaft wird von den Offizieren wie Vieh behandelt. Als einige Seeleute sich weigern, das ihnen zugewiesene, wurmstichige Fleisch zu verzehren und zur Strafe dafür erschossen werden sollen, meutert die Besatzung gegen die zaristische Admiralität und bringt das Schiff unter ihre Kontrolle. Ihren dabei ermordeten Genossen Wakulintschuk bringen sie zur Beisetzung an den Hafenkai, was zu einer spontanen, massenhaften Solidarisierung der Stadtbevölkerung führt. Arbeiter:innen, Student:innen, Bäuer:innen, Soldatenmütter und Kriegsversehrte erkennen in den Matrosen Ihresgleichen und beginnen ebenfalls, sich gegen ihr Elend aufzulehnen, was die Staatsgewalt mit mörderischer Repression beantwortet. Die „Potemkin“ beschießt das Hauptquartier der Generalität, muss aber gleichzeitig den Angriff der zaristischen Flotte zur See befürchten. Die Meuterer beraten und entscheiden, sich dem anrückenden Geschwader entgegen zu werfen. Anders als tatsächlich im Jahre 1905 geschehen, verbrüdern sich im Film die Besatzungen der Flotte in letzter Sekunde und die „Potemkin“ erhält freies Geleit. Historisch waren diese subjektiven Voraussetzungen für das Abwerfen der Zarenherrschaft erst zwölf Jahre später hervorgebracht. Ohne sie hätte der Film gar nicht entstehen können.

Genau anhand dieser Kontrastierung von historischer Wirklichkeit und (verwirklichter) Möglichkeit entfaltet der Film seine radikal-emanzipatorische Erkenntniswirkung, die bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat: Zum Gelingen einer gesellschaftlichen Umwälzung mit solch menschheitsgeschichtlich befreiender Bedeutung, wie sie die Oktoberrevolution darstellte, bedarf es der stetigen, strategisch-kategorialen, aufklärerischen Initiative der fortschrittlichsten Kräfte einer Gesellschaft zur Herausbildung und Entfaltung eines bewussten, kollektiven, antagonistischen Subjekts. Dies ist ein historischer Lernprozess.

Die Ästhetik des Widerstands ist dabei ein eigenständiger Beweger von universellem Wert. Wer seine historische Bedeutung erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein. Die Geschichte ist offen zu ihrer global menschenwürdigen Gestaltung. Ein:e Jede:r ist dabei gefragt. 

International solidarisch – Schluss mit Austerität!

Und der Inhalt ist die Hegemoniekrise der führenden Klasse, die entweder eintritt, weil die führende Klasse in irgendeiner großen politischen Unternehmung gescheitert ist, für die sie den Konsens der großen Massen mit Gewalt gefordert oder durchgesetzt hat (wie der Krieg), oder weil breite Massen (besonders von Bauern und intellektuellen Kleinbürgern) urplötzlich von der politischen Passivität zu einer gewissen Aktivität übergegangen sind und Forderungen stellen, die in ihrer unorganischen Komplexität eine Revolution darstellen.“
Antonio Gramsci, „Gefängnishefte“, Bd. 7, H13, §23, 1932-35.

Näheres zur Kampagne könnt ihr online auf der Kampagnen-Seite (www.schluss-mit-austeritaet.de) erfahren, den Flyer für die Anti-Austerity-Filmseminar-Reihe und weitere Termine gibt es unter www.schluss-mit-austeritaet.de/film-seminar-gegen-austeritaet.

Wir zeigen im Rhythmus von zwei Wochen einen Film; die Mittwoche an denen kein Film gezeigt wird, werden für die Anti-Austerity-Aktiventreffen genutzt, bei denen wir uns zur Weiterentwicklung der Kampagne, der Gewinnung neuer Bündnispartner und der Planung von weiteren Aktivitäten austauschen.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

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